
Eine halbe Stunde später macht sich der Ingwersaft bemerkbar. Die ganze Reise über war ich bester Gesundheit – doch gerade jetzt, wo ich es am wenigsten gebrauchen kann, überkommen mich heftige Bauchschmerzen. Es rumort, es rumpelt und zuckt in meinen Eingeweiden. Wir stecken mitten im Stau, kein Klo weit und breit. Zudem haben wir kaum noch Zeit bis zum Abflug, also setzen wir unseren Weg zum Flughafen notgedrungen zu Fuß fort, mitten durch das Tohuwabohu auf den Straßen Kinshasas. Ich bin kaum noch zugegen, halte mich an Luciens Schultern fest und lasse mich so durch die Stadt schleifen.
Zwei Stunden später haben wir es geschafft. Wir zahlen zweitausend Francs Soldatentrinkgeld und fünfzig Dollar Flughafen-Nutzungsgebühr, dann lässt man mich zu meinem Flieger. Vor dem Abflug wird das Innere der Maschine mit Insektenvernichtungsmitteln vollgesprüht, um keine Krankheitserreger nach Deutschland zu schleppen. Tatsächlich gab es in Frankfurt und Berlin bereits die ersten Fälle von Malaria – bei Menschen, die noch nie in ihrem Leben in den Tropen waren.
Auf dem Rückflug obligatorisches „Wie klein doch die Welt ist“-Erlebnis: Neben mir sitzt ein Missionars-Ehepaar, zwei Zeugen Jehovas, die in Kinshasa in einem der Königreichssäle arbeiten. Sie kommen aus Oberfranken, nur unweit von meinem Geburtsort entfernt. Auch mein Heimatdorf kennen sie. Da wären sie früher jedes Wochenende gewesen, erzählen sie. Um im Globus-Markt einzukaufen. Den Rest des Flugs unterhalten wir uns über Seuchen, Kriege, Dämonen und das Ende der Welt.